Leise ziehen schwermütige Klänge…

Klarinetten-Klänge

Leise ziehen die schwermütigen Klänge einer Klarinette durch das Tal. Neugierig folgst du ihnen. Sie führen dich durch herbstliche Nebelschwaden zu dem alten Waldschloss, das unter dem alten Baumbestand auf dem Hang thront. Einsam und zurückgezogen, vor langer Zeit verlassen scheint es. Das Haus erzählt eine düstere Geschichte, morbide und verfallen ist das Gemäuer. Dennoch erinnert es an ein einst stattliches Herrenhaus, das mit jugendlichem Leben und Lachen gefüllt war.

Aus den Rundbogenfenstern im oberen Stock scheint ein warmes Licht, es ist also doch bewohnt.
Die schwere hölzerne Eingangstür steht weit offen, dahinter schwarz-weiss karierte Fliesen auf dem Boden. Die Möbel sind alt und verstaubt, Erinnerungsstücke aus einer fröhlicheren Zeit. Deine Schritte hallen laut in der großen Halle, während du zögernd auf die große Treppe zugehst, die sich auf beiden Seiten nach oben schwingt. Die Melodie zieht dich magisch weiter.

Eine groß gewachsene Frau in einem langen dunklen Gewand steht dort nahe am Fenster und spielt diese träg-traurige Melodie, die dich angelockt hat. Sie wirkt irgendwie alterslos, wie aus einer anderen Zeit. Gwendolyn, ein poetischer Name der licht und hell anmutet und so gar nicht zu der dunklen Gestalt passt. Bis Du in ihre hellen blauen Augen siehst.

Sie lebt dort eine gefühlte Ewigkeit, ist scheinbar übrig geblieben, nachdem alle anderen das Haus so plötzlich verlassen haben, bis auf Jaro ihr nachtschwarzer Hund und treuer Begleiter.
Das Alleinsein tut ihr gut, um all die Erlebnisse zu sortieren und Klarheit in die vielen Erinnerungen zu bekommen. Wirre Geschichten aus alten Tagen, die immer wieder in ihrem Kopf Karussell fahren. Wie ein kleines Stück Stoff, das unter dem Deckel einer alten Truhe hervorlugt, tauchen Erinnerungsfetzen auf. Wenn sie daran zieht quillt eine Flut verstörender Bilder heraus.

Sie setzt die Klarinette an und beginnt eine neue Melodie, Jaro rollt sich zu ihren Füssen ein.

Die Klänge entführen dich zu einem Sommertag vor 15 Jahren…

Vielen Dank an @janevonklee für die inspirierende Übung aus ihrem neuen Sommer-Schreibkurs #verborgenetextschätze an dem ich gerade teilnehme.

 

 

Schreibe einen Kommentar